Nur selten haben wir die Gelegenheit, uns von einer gewissen Distanz einen Eindruck vom neuen Reiseland zu machen. Bei Georgien war das der Fall. Unser Fährschiff lag zweieinhalb Tage im Hafen „Batumi“ vor Anker und wir mussten warten, bis wir endlich anlanden durften. Wir verbrachten einige Zeit an Deck und sahen an Land. Übermäßig einladend sah Georgien allerdings nicht aus.

Georgiens Landschaft„Ganz schön bergig“, stellte Michael fest. – „Und ganz schön kühl“, fügte ich hinzu und wickelte mich fester in meine Jacke. Die bewaldeten Berge lagen hinter Nebelschleiern, ab und zu kam ein Regenschauer herab. Uns war etwas mulmig zumute, denn wir wussten, dass uns die Kälte auf dem Weg nach Osten irgendwann einholen würde. Im Juni waren wir gestartet, nun war bereits Anfang Oktober. So wurden wir bald unruhig an Bord, schließlich rückte uns der Winter mit jedem verlorenen Tag näher.

Welcome to Georgia – um drei Uhr nachts

Schließlich war es soweit: Ausgerechnet um drei Uhr in der Nacht kamen die Grenzbeamten an Bord und fertigten alle Passagiere ab. Ein komisches Gefühl, völlig verschlafen vor dem Zöllner zu stehen und zu warten, bis er endlich seinen Stempel in den Pass drückt. Georgien erlaubt uns 360 Tage Aufenthalt ohne Visum – sehr gut. Schließlich hieß es: „Welcome to Georgia“ – und wir durften wieder in unsere Betten kriechen... zumindest für drei Stunden.

Gomolf in GeorgienUnsere beiden Hunde (für die sich übrigens keiner der Grenzer interessiert hatte) waren auch sehr froh, als wir endlich in aller Frühe von Bord gingen. Besonders Gomolf: Er suchte sich sofort den nächstbesten Grasbüschel und erleichterte sich in aller Ruhe. Auf dem Metalldeck des Schiffes tat er sich sehr schwer, sein Geschäft zu verrichten. Endlich wieder richtigen Boden unter den Füßen!

Batumi ist eine große Stadt, in der wir uns zunächst mit Lebensmitteln und Wasser eindeckten. Im Stadtpark fanden wir sogar eine ungesicherte WiFi-Leitung und beantworteten ein paar Emails. Am späten Nachmittag brachen wir schließlich auf um uns der Herausforderung zu stellen.

Unser erster Unfall: Michael wird angefahren!

Zeitungsbericht GeorgienDas Schicksal wollte es, dass wir direkt einer weiteren Verzögerung entgegenradelten: Michael wurde angefahren! Was genau passiert ist und warum wir sogar von einer einheimischen Familie beherbergt wurden, könnt Ihr im Zeitungsbericht nachlesen (Bayerwald Echo, Oktober 2010).

Etwa eine Woche später wussten wir langsam, was es heißt, durch Georgien zu radeln. Das Land ist zu 87 % mit Bergen überdeckt und verlangte uns alles ab. Die kleine Bergstraße führt unbarmherzig über jede Kuppe und durch jede Senke – Brücken oder Tunnels gibt es nicht. Es ist eine ziemliche Schinderei – und doch lohnt es sich, denn die Landschaft ist wirklich fantastisch: bewaldete Berghänge, klare Flüsschen, die sich durchs Tal winden, Kuhherden auf Wiesen, kleine Dörfer mit winzigen Läden, in denen das Einkaufen zum Erlebnis wird.

Auf etwa halbem Weg nach Tbilisi wartet schließlich ein 2025 Meter hohes Hindernis auf uns: Der Goderdzi Pass! Die Überquerung dieses Gebirges wird zu uns zur ersten Extremerfahrung dieser Reise. Der Asphalt hört auf halber Höhe auf, am Gipfel erwartete uns dichtes Schneegestöber. Die anschließende Abfahrt war ein Alptraum, zumal wir bald extrem hungrig und durchnässt waren.

Hunger, Kälte und Nässe gehen an die Substanz

Nach diesem Erlebnis zweifelten wir ernsthaft daran, ob wir es wirklich auf dem Landweg nach Asien schaffen würden – oder ob die Mühen, die es uns kosten wird, nicht am Ende zu groß sind...

Weiterlesen: Wie wir unerwartet Hilfe finden und irgendwann endlich die Hauptstadt erreichen...

 

 

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