{jcomments off}Die Scheibe geht runter und ein Mann mit dunkler Haut und Brille fragt uns in perfektem Englisch, ob er uns helfen kann. Wir lehnen zunächst ab, doch die Insassen des Wagens lassen sich nicht davon abbringen. Sie versprechen, uns beim Einkaufen zu helfen. Da sie vertrauenswürdig aussehen, willigen wir schließlich ein. Als sich die Wagentür öffnet, räumt der Mann auf dem Rücksitz zwei AK 47 Gewehre und einen Revolver in den Kofferraum, so dass wir beide hinten Platz finden. Wo sind wir denn hier gelandet? Drei Männer sitzen in dem schicken Geländewagen: Asfant, der Beifahrer, hat uns angesprochen. Der Fahrer heißt Mamoon. Er hat ein rundes Gesicht mit Schnurrbart und freundlichen Augen. Asfant erzählt uns, dass Mamoon der Führer der Partei ANP ist und seiner Familie die ganze Gegend hier gehört. Können wir das glauben? Den Mann, der neben uns auf der Rückbank sitzt, stellen sie uns als Bildungsminister der Region vor. Alle drei sind Cousins. Wir erzählen von unseren Problemen mit der Polizei und dass wir uns nicht frei bewegen können: „Die Sonne geht bald unter und wir müssen zurück.“ – „Kein Problem“, antwortet Mamoon, „das ist meine Polizei. Meiner Familie gehört die ganze Gegend hier und jeder kennt mich. Ihr seid jetzt meine Gäste. Ich werde das später klären.“ Sollten wir wirklich so einflussreiche Leute getroffen haben? Jedenfalls sprechen Mamoon und Asfant sehr gut englisch. Das ist für uns die erste Gelegenheit, mit Pakistanern ein richtiges, fließendes Gespräch zu führen.

„Ich habe lange in den USA gelebt“, erklärt Mamoon seine Sprachkenntnisse. „Und Asfant lebt die meiste Zeit in England. Er ist nur zu Besuch hier.“– „Ja, das stimmt“, bestätigt der. „Ich bin eben ein Teil dieser Familie. Deswegen bin ich immer wieder hier, das ist meine Heimat. Es ist meine Pflicht, immer wieder hierher zu kommen. Ich kann nicht ständig in England bleiben und mir dort ein schönes Leben machen.“

Es erscheint uns, als fühle er sich in der westlichen Kultur wohler, das ist vielleicht auch einer der Gründe warum er uns angesprochen hat. „Wir wollen versuchen Alkohol zu kaufen, doch es ist sehr schwierig hier“, erklärt Asfant. Wir fahren schon die ganze Zeit durch die belebten Marktstraßen. Mamoon hält immer wieder an und winkt die Leute heran. Man kennt ihn, er muss nicht aus dem Auto steigen. Die Leute reichen alles, was er will herein und dann zu uns auf die Rückbank: Erfrischungsgetränke, Knabbereien und Wasser. Der Bildungsminister duckt sich jedes Mal, wenn Mamoon das Fenster öffnet und verbirgt das Gesicht in seiner Jacke. Er will anscheinend nicht erkannt werden.

Viele Stopps später wird Mamoon fündig. Er kauft ein paar Flaschen Whisky. Wie alles andere werden die Flaschen zu uns nach hinten gereicht. Wir studieren das Etikett: Hergestellt in Quetta. Nach einer weiteren halben Stunde geben sie die Suche nach Bier schließlich auf und begnügen sich mit dem Schnaps. Es verspricht, ein lustiger Abend zu werden.